Nach den ersten 2 Monaten Busfahrererfahrung wird es Zeit, Euch einige Erlebnisse und Eindrücke mitzuteilen.
Meine Überschrift entstand am vergangenen Montag, als ich 2 Schülerinnen aus der Waldorfschule von Lienen nach Glandorf chauffierte (die mittlerweile zu „Stammkundinnen“ geworden sind). Etwas vorwurfsvoll fragte mich eine der Beiden : “ Wer ist eigentlich heute Morgen gefahren ?“.  Ich antwortete mit einem fragenden „Wieso“. Antwort : „Der ist einfach losgefahren, obwohl wir noch gar nicht da waren – wir haben ihn noch abfahren sehen“.  Auf meine Frage, ob er denn zu früh abgefahren sei oder ob es vielleicht sein könne, dass sie zu spät am ZOB waren, antworteten sie kleinlaut: „Wir waren etwas zu spät“ ! Na, sagte ich, dann wisst ihr ja, dass ihr in Zukunft pünktlich sein müsst, denn der Bus fährt genau nach Fahrplan und wartet nicht auf Euch. Das haben sie verstanden und gelobten in Zukunft pünktlich zu sein.  Der Vater hat sie dann an diesem Tag mit dem Auto nach Lienen gebracht (er sah den Bus noch abfahren).

In der Woche davor hatte ich einen  Fahrgast, der in Glandorf einstieg, einen etwas verwirrten Eindruck machte und sagte, dass ich ihm doch bitte die Gegend etwas erklären soll. Er komme gebürtig aus Osnabrück und wohne jetzt in Glandorf, weil die Mieten dort günstiger seien. Er kenne aber die Gegend überhaupt nicht. Da sonst niemand im Bus saß, kam ich seiner Bitte nach. Als ich eine Zeit nichts von ihm hörte, sah ich im Rückspiegel (er saß ganz hinten in der Mitte), dass sein Kopf zur Seite gefallen war und er schlief. Dezent weckte ich ihn und er stellte mir dann ein paar Fragen zum Bürgerbus und wollte wissen, wie man den Fahrer werden könne. Ich erklärte ihm, dass man zunächst einen Betriebsarzt aufsuchen müsse, der die gesundheitliche Tauglichkeit feststellt. „Oh, sagte er, dann wird das wohl nichts, ich leide an Schizophrenie“. Sonst noch eine Voraussetzung ?“ Ja, sagte ich, man benötigt zur Beantragung des Personenbeförderungsscheins noch ein polizeiliches Führungszeugnis. Wieder kam ein „Oh, dann wird das nichts, ich habe noch einen Prozess ausstehen“. Dann schlief er wieder ein.  Zwischendurch lief das Gespräch weiter und als in Kattenvenne eine junge Dame zustieg, begrüßte er diese, um dann sofort wieder einzunicken, dieses Mal ertönte auch ein leises Schnarchen. Die junge Dame war sichtlich amüsiert und wünschte mir beim Ausstieg in Schwege noch viel Spaß. Ich war dann allerdings froh, dass der Fahrgast in Glandorf wieder ausstieg und sich für das Gespräch bedankte.

Einen weiteren Fahrgast hatte ich schon  mehrfach von BBraun nach Glandorf und morgens in anderer Richtung (aus Gesprächen weiß ich, dass auch Kollegen diesen Gast schon hatten).  Er kommt aus Spanien und arbeitet bis März in Deutschland. Da er kaum Deutsch spricht, konnte ich meine Englischkenntnisse etwas trainieren und unterhielt mich mit ihm in Englisch. Er war froh, als ich ihm sagte, dass diese Woche an 2 Tagen kein Bürgerbus fährt, da jeweils ein Feiertag in NRW und 1 Feiertag in Niedersachsen ist. Das fand er wenig „strange“, aber mein Hinweis erspart ihm unnötiges Warten am Freitag, denn da muss er arbeiten.
Ich könnte noch einige Erlebnisse aus meinen Fahrten erzählen, aber jeder von uns wird Ähnliches erlebt haben.

Fazit für mich nach 2 Monaten Bürgerbusfahrer :  Es macht mir riesig Spaß, man lernt viele Leute kennen, erlebt manch lustige Sachen und hat viele (vor allem Ältere) dankbare Fahrgäste, die durch den Bürgerbus neue Selbstständigkeit gewonnen haben.

Ich bin begeisterter Bürgerbusfahrer !
Rainer